Wer kennt ihn nicht, den im Jahr 1995 entwickelten Werbeslogan der Limonadenmarke Bluna „Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?“ Hier ein nettes Beispiel für einen Bluna-Werbespot, der auf dem Slogan basiert.
Nun aber zum eigentlichen Thema: Sensibilität und Hochsensibilität.
Bevor ich dazu komme, was unter Hochsensibilität zu verstehen ist, möchte ich zunächst auf die Sensibilität eingehen.
Was meint Sensibilität?
Es ist die Sensibilität, die ein Reagieren auf verschiedenste Dinge, Einflüsse und Ereignisse ermöglicht. Sensibilität ist ein wesentliches Kennzeichen aller Lebewesen. Ja, man kann zu Recht sagen: Sensibilität ist lebensnotwendig. Sie macht empfänglich für Reize und reaktionsfähig, sie schützt vor Gefahren und Verletzungen und lenkt hin zum Lebensdienlichen.
Im physiologischen Sinne versteht man unter Sensibilität „die Fähigkeit des Nervensystems, adäquate Reize aufzunehmen und in Form einer Wahrnehmung zu interpretieren bzw. in Eindrücke, Gefühle und Reflexe umzusetzen“ (Roche Lexikon Medizin).
Das Nervensystem hat also die Aufgabe, Informationen über die Umwelt und den Organismus aufzunehmen, zu verarbeiten und entsprechende Reaktionen des Organismus zu veranlassen. Das Nervensystem realisiert eine der Grundeigenschaften des Lebens, die Irritabilität – die Reizbarkeit.
Im psychologischen Sinne bezeichnet Sensibilität zum einen die soziale Fähigkeit, anderen feinfühlig und einfühlsam zu begegnen – als Teil der so genannten emotionalen Intelligenz; wer sich sensibel verhält, zeigt Empathie. Zum anderen meint Sensibilität die emotionale Verletzlichkeit, die „Dünnhäutigkeit“.
Und nun die Frage: Sind wir nicht alle sensibel?
Die Antwort: Ja, natürlich sind wir alle sensibel – Hochsensible wie Nicht-Hochsensible. Im physiologischen wie im psychologischen Sinne. Nur nicht im gleichen Maße. Hochsensible sind in weitaus höherem Maße sensibel – daher die Bezeichnung Hochsensibilität. Selbstverständlich aber haben Hochsensible das Sensibelsein nicht für sich gepachtet!
Was genau ist nun Hochsensibilität?
Bei 15 bis 20 Prozent der Menschen ist das Nervensystem veranlagungsbedingt deutlich leichter erregbar als bei der der Mehrheit der Menschen. Das bedeutet, dass innere und äußere Reize weitaus intensiver auf sie wirken und schon geringere Reize die Wahrnehmungsschwelle übersteigen. Man kann auch sagen, sie haben eine besondere Wahrnehmungsbegabung, denn sie nehmen subtiler, umfangreicher und nuancenreicher wahr. Sie bemerken Feinheiten, die anderen gar nicht auffallen. Sie haben ein besonders feines Gespür für Situationen, für Entwicklungen und für Menschen, was andere immer wieder in Erstaunen versetzt.
Wie genau sich Hochsensibilität beim Einzelnen ausprägt und wie sie sich äußert, hängt noch von vielen anderen Faktoren ab: Was sind andere wesentliche Charaktereigenschaften? Wie ist jemand aufgewachsen? Was waren und sind die Umgebungsbedingungen? Welche Persönlichkeitsentwicklung hat jemand durchlaufen? Wie gut kann sich jemand in seinem Sosein annehmen? In welcher körperlichen und seelischen Verfassung ist jemand? In welcher spezifischen Situation befindet sich jemand?
Jeder ist eine einzigartige Persönlichkeit!
Ich will noch anfügen: Niemand ist über das Merkmal „hochsensibel“ umfassend charakterisiert und schon gar sollte ein hochsensibler Mensch darauf reduziert werden.
Allerdings kann das tiefe Verständnis des grundlegenden Persönlichkeitsmerkmals Hochsensibilität den Umgang eines hochsensiblen Menschen mit sich selbst und anderen sowie den Umgang anderer mit dem hochsensiblen Menschen deutlich erleichtern.
Auf dem Foto: ein Mimosenbaum auf Mallorca, allerdings nicht die Sorte, die die Blätter bei Berührung zusammenzieht
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